Der Gasometer IV

Der neue Gasometer der »Englischen Gasanstalt« von der Torgauer Straße aus gesehen, 1910. Die Aufnahme ist drei Jahre vor Inbetriebnahme des Gasometers entstanden.
ullstein bild, Haeckel Archiv

Lyonel Feininger, Gasometer in Berlin-Schöneberg, Berlin 1912
VG Bild-Kunst, Bonn 2018 / Stiftung Stadtmuseum, Reproduktion Oliver Ziebe, Berlin

Der Gasometer IV

Errichtet wurde der Gasometer IV im Jahr 1909, als letzter und größter Gasbehälter des Schöneberger Gaswerks an der Torgauer Straße. Sein kreisrundes Führungsgerüst aus Stahl hat einen Durchmesser von 60 Metern und ragt 78 Meter in die Höhe.

Die Anwohner_innen wehrten sich damals erbittert gegen den Behälter, der zu den drei größten Gasometern Europas zählt. Sie fürchteten Vergiftungen und Explosionen durch austretendes Gas, beklagten die Verschattung ihrer Wohnungen und empfanden den Gasbehälter als grobe Verunzierung des Schöneberger Stadtbildes. Die Einwände wurden zurückgewiesen, so dass der Gasometer 1913 in Betrieb gehen konnte.

Wahrzeichen und Industriedenkmal

Der weithin sichtbare Gasometer IV war und ist das Wahrzeichen der Schöneberger Insel. Noch bevor er 1913 in Betrieb genommen wurde, haben ihn Künstler wie Lyonel Feininger, Ludwig Meidner und Hans Baluschek auf Gemälden und Zeichnungen festgehalten.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile des Gaswerks zerstört, doch der Gasbehälter IV erlitt nur leichte Schäden. Im Zuge der Umstellung auf Erdgas wurde er 1995 außer Betrieb genommen und die Gasglocke abgebaut. Ein Jahr zuvor hatte man ihn als bedeutenden Bau der Industriekultur unter Denkmalschutz gestellt.

Zu überregionaler Bekanntheit gelangte die Kuppel – die eine der größten Traglufthallen der Welt ist – in den Jahren 2011–2015 als Veranstaltungsort für den Polit-Talk von Günther Jauch.