Eine Insel zwischen Gleisen
Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet der heutigen Schöneberger Insel noch weitgehend unerschlossen. Doch wurde es schon durch Bahngleise von der Umgebung abgetrennt. Östlich des Dorfs Schöneberg, inmitten von Feldern, verliefen die Schienen der Berlin-Potsdamer Eisenbahn. Diese sogenannte »Stammbahn« war 1838 als erste Bahnstrecke Preußens eröffnet worden.
Um 1900 gab es hier eine breite Bahntrasse mit sechs Gleisen: zwei Gleise für die Stammbahn mit Fern- und Vorortverkehr, zwei für die Ringbahn, die über die sogenannte »Südringspitzkehre« zum Potsdamer Bahnhof in Berlin fuhr, und zwei für die 1891 in Betrieb genommene neue Wannseebahn. Im Volksmund hieß dieser Einschnitt auch »Berliner Tal«.
Ein Bahnhof für die Insel
1881 wurde der Bahnhof Schöneberg an der Kolonnenstraße mit einem einfachen Seitenbahnsteig eröffnet. Hier hielten zunächst die Züge der Ringbahn, die damals den Potsdamer Bahnhof in Berlin anfuhr. Wegen des zunehmenden Verkehrs wurde der Bahnhof 1891 umgebaut, mit einem Mittelbahnsteig und einem neogotischen Eingangsgebäude an der Sedanbrücke.
Ab Ende 1932 hieß die Station Kolonnenstraße. Schon 1938 wurde das Gebäude im Zuge größerer Umbauplanungen wieder abgerissen und durch ein Provisorium an der heutigen Czeminskistraße ersetzt. Dieses erlitt Kriegszerstörungen und 1944 wurde der Verkehr auf der Strecke eingestellt. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Insel mit der 2008 eröffneten Station Julius-Leber-Brücke wieder einen Bahnanschluss bekam.